Ich hatte die Gelegenheit, mit seinen Eltern und Brüder und mit meiner Mutter zusammen von Johannes Abschied zu nehmen. Als ich Johannes so im Sarg liegen sah, versetzte es mir einen so tiefgehenden Schmerz, dass ich dachte das würde ich nicht überleben. Er sah aus als würde er nur schlafen, doch leider wird er nicht mehr aufwachen....
Als ich dann alleine im Raum mit ihm war, wusste ich im ersten Moment nicht was ich sagen soll. Zu sehr hat mir der Schmerz die Sprache verschlagen. Doch dann unterhielt ich mich mit ihm und teilte ihm meine Verzweiflung, meine Wut und meinen Schmerz mit.... und das ich ihn immer lieben werde. Ich wusste nicht wie lange ich mit ihm alleine im Raum war... ich wollte eigentlich nicht mehr gehen und am liebsten wäre ich zu ihm in den Sarg gelegen und bei ihm geblieben. Doch dann musste ich endgültig Abschied nehmen von meiner Liebe....das war das letzte Mal als ich ihn berührte.
Der Trauergottesdienst für Johannes fand am Freitag, den 01. Juni 2007 in der St. Wolfgangskapelle beim Friedhof in Wangen statt. Seine Familie und ich dachten uns schon, dass sehr viele zum Gottesdienst kommen werden, dennoch überwältigte es mich und sicherlich auch seine Familie, wie viel Menschen Johannes gekannt und gemocht haben.
Familie, Freunde, Bekannte und Nachbarn waren gekommen, um von Johannes Abschied zu nehmen. Ich kannte viele nicht, dennoch war es sehr schön zu wissen wie sehr Johannes geschätzt wurde.
Die Trauerrede war sehr einfühlsam und ergreifend.
Ich saß mit seinen Eltern und Brüdern und meiner Mutter in der ersten Reihe, direkt vor dem Sarg meines geliebten Freundes. Während der gesamten Zeremonie hielt ich den Ring fest, der mir Johannes einst zu Weihnachten geschenkt hat. Ich musste so heftig weinen, dass ich zeitweise den Worten der Pfarrerin nicht folgen konnte.
Dann wurde von den besten Freunden von Johannes das Lied von R.E.M – Everybody Hurts gespielt. Das Lied war so treffend und wunderschön, da konnte ich meinen Schmerz nicht mehr zurück halten und ließ meinen Gefühlen freien Lauf. Aber ich war nicht die einzige...
When your day is long and the night, the night is yours alone
When you're sure you've had enough of this life, well hang on
Don't let yourself go, cause everybody
cries and everybody hurts sometimes
Sometimes everything is wrong, now it's time to sing along
When your day is night alone (hold on, hold on)
If you feel like letting go (hold on)
If you think you've had too much of this
life, well hang on
Cause everybody hurts, take comfort in your friends Everybody hurts, don't throw your hands, oh now, don't throw your hands If you feel like you're alone, no, no, no, you're not alone If you're on your own in this life, the days and nights are long
When you think you've had too much, with this life, to hang on
Well everybody hurts, sometimes Everybody cries, and everybody hurts, sometimes But everybody hurts sometimes so hold on, hold on, hold on,
Hurts Hold on, hold on, hold on, hold on, hold on, Everybody hurts You are not alone
Nach der Trauerfeier wurde der Sarg zur letzten Ruhestätte getragen. Eine lange Schlange bildete sich hinter uns. Alle begleiteten Johannes auf seinem letzten Weg. Fassungslos standen wir am Grab, als er heruntergelassen wurde. Es ist unvorstellbar, welche Gefühle und welcher Schmerz über mich hereinbrach.
Als ich nach seiner Familie dann Abschied nehmen wollte, konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Erst nachdem sich bereits die anderen Trauergäste von Johannes verabschiedeten, ging ich nochmals hin um mich in Ruhe zu verabschieden.
Ich war wie in Trance. Ich bemerkte zwar die vielen Menschen auf dem Friedhof und die endlose Schlange vor dem Grab von Johannes... doch als ich da neben dem Grab von Johannes stand, kam es mir vor als würde ein Film an mir vorbei laufen.
Heute ziehen oft die Bilder der Trauerfeier an mir vorbei. Es ist, als wäre es erst gestern gewesen.
Da mein Vater bei der Beerdigung nicht dabei sein konnte, hatte er mir folgendes Gedicht für mich und Johannes geschickt...
"Begräbnis-Blues"
Haltet alle Uhren an,
laßt das Telefon abstellen,
Hindert den Hund daran,
den saftigen Knochen anzubellen,
Klaviere sollen schweigen,
und mit gedämpften Trommelschlag,
Laßt die Trauernden nun kommen,
tragt heraus den Sarg.
Laßt Flugzeuge kreisen,
klagend im Abendrot,
An den Himmel schreibend
die Botschaft Er ist tot;
Laßt um die weißen Hälse der Tauben
Kreppschleifn schlagen,
Und Verkehrspolizei schwarze
Baumwollhandschuh' tragen.
Er war mein Nord,
mein Süd, mein Ost und mein West,
Meine Arbeitswoche und mein Sonntagsfest,
Mein Gespräch, mein Lied, mein Tag, meine Nacht,
Ich dachte, Liebe währet ewig:
Falsch gedacht
Die Sterne sind jetzt unerwünscht,
löscht jeden aus davon,
Verhüllt auch den Mond
und nieder reißt die Sonn',
fegt die Wälter zusammenund gießt aus den Ozean,
Weil nun nichts mehr je wieder gut werden kann
April 1936 (W.H. Auden)